
Egal in welcher SSW eine Mutter ihr Baby verliert - Verlust ist Verlust und mit jedem Verlust kommt eine Welle der Trauer einher, die unterschiedlich groß ist.
- M. B. -
Die Trauerphasen nach einer Fehlgeburt unterscheiden sich nicht wesentlich von jedem anderen Verlust eines geliebten Menschen. Ein Baby zu verlieren tut sowohl körperlich als auch emotional weh. Wobei Letzteres weitaus tiefer geht und mehr Zeit für eine Lösung erfordert. Ganz egal in welcher SSW eine Mutter ihr Baby verliert – Verlust ist Verlust und mit jedem Verlust kommt eine Welle der Trauer einher. Welche Trauerphasen nach einer Fehlgeburt auf dich zutreffen können, erfährst du in den nächsten Zeilen.
In der ersten Trauerphase fühlen sich Betroffene benommen, geschockt und emotional betäubt. Es fällt betroffenen Eltern schwer, die Situation zu begreifen und Entscheidungen zu treffen. Das Gefühl, dass sich alles dreht oder Betroffene sich in einer Wolke befinden, ist in dieser Phase normal. Einige Frauen leiden weiterhin unter Übelkeit oder verspüren Phantomtritte, die das Gefühl des Unglaubens und der Verleugnung verstärken. Der Zustand der ersten Trauerphase ist individuell abhängig und kann Stunden, Tage oder sogar Wochen andauern.
Sobald der Schockzustand und das Schwangerschaftshormon hCG abklingen, treten starke Emotionen und Gefühle auf. Von Trauer, Schmerz und Verzweiflung äußern sich die Emotionen bis hin zu Schuld- und Versagensgefühlen. Doch können auch Liebe und Sehnsucht nach dem „was hätte sein können“ aufkeimen. Neben den Gefühlsausbrüchen fragen Betroffene oftmals nach dem „Warum“ und den Gründen der Fehlgeburt. Diese zweite Trauerphase nach einer Fehlgeburt kann bis zu einem halben Jahr andauern.
Nachdem die Realität die Trauernden einholt, keimt der Zustand der Desorientierung auf, indem alte Werte und Muster infrage gestellt werden. Hier steht die Suche nach einem neuen Sinn des Lebens im Vordergrund. Viele Betroffene befinden sich in dieser dritten Trauerphase in einem depressionsartigen Zustand, der sich neben Schlaf-, Gedächtnis- und Essstörungen in noch unverarbeiteten Gefühlen äußern kann. Die Phase der Desorientierung klingt oftmals nach dem ersten Todestag oder nach dem errechneten Geburtstermin des Babys allmählich ab.
Die letzte Trauerphase nach einer Fehlgeburt in Anlehnung an Glen Davidson meint die Neuorientierung und Sinnfindung. In dieser Phase haben Betroffene den Verlust in ihrem Leben integriert und fühlen sich bereit, neue Aufgaben anzunehmen. Das Selbstvertrauen, sowie das Selbstwertgefühl und die Hoffnung auf gute Zeiten wachsen. Auch können sich Betroffene in dieser Phase an den Gedanken an eine erneute Schwangerschaft anfreunden und sich diese vorstellen. Darüber hinaus können Eltern in der letzten Trauerphase reflektieren, wie der Verlust ihr Leben verändert hat – sowohl negativ als auch positiv. Die letzte Trauerphase setzt bei vielen Betroffenen im zweiten Jahr nach der Fehlgeburt ein.
🖤 In der ersten Phase der Trauer ist es für betroffene Eltern wichtig, den Verlust zu begreifen und zu akzeptieren.
🖤 In der zweiten Trauerphase ist es wichtig, Gefühle wie Trauer und Schmerz zuzulassen. Hier helfen beispielsweise Trauerkerzen für Sternenkinder bei der Trauerverarbeitung.
🖤 Die Aufgabe von Betroffenen ist es, sich einem Leben ohne Kind zu stellen und der Erfahrung der Fehlgeburt einen Sinn zu geben.
🖤 Frei werden für neue Aufgaben und Bindungen ist in der letzten Trauerphase wichtig für Betroffene.
Die Trauerphasen nach einer Fehlgeburt ähneln jeder anderen Form eines Verlustes. Was auch immer du nach deiner Fehlgeburt fühlst – es ist in Ordnung und okay. Jeder reagiert anders auf einen Schwangerschaftsverlust und der Trauerprozess kann in unterschiedlicher Geschwindigkeit durchlebt werden. Einige Betroffene durchlaufen alle Trauerphasen, andere wiederum nur ein paar. Manche erleben die Trauerphasen gar in einer anderen Reihenfolge.
Ich persönlich kann sagen: Auch wenn der Schmerz und die Trauer mich ein Leben lang begleiten, habe ich in den vergangenen Monaten gelernt, die Situation zu akzeptieren und in mein Leben zu integrieren. Auch bin ich wieder bereit, neue Aufgaben anzunehmen und kann mittlerweile sagen, dass unser Verlust neben all der Trauer auch etwas Positives in meinem Leben verursacht hat, wie beispielsweise den Fokus auf die wesentlichen Dinge im Leben zu lenken. Die Erinnerung verschwindet nie, aber die anfangs heftige Traurigkeit und der einhergehende Schmerz lassen mit der Zeit nach.
Hast auch du eine Fehlgeburt erlitten? Wie bist du mit deinem Verlust umgegangen? Was hat dir geholfen? Was hat sich seither verändert? Schreibe mir deinen Gedankenbalsam gerne an: info@gedankenbalsam.de . Bei Interesse veröffentliche ich deine Geschichte auch gerne hier (anonym) auf meinem Blog, um Betroffenen mit deinen Erfahrungen Hoffnungen und Mut zu geben.
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